Rede Volker Bajus: Antrag (FDP) zu verborgene Schätze

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede

Ich bin immer beeindruckt, wenn ich den starken Einsatz der vielen engagierten Menschen in Museen sehe, z.B. beim Konzipieren von Ausstellungen oder beim lebhaften Erklären von Ausstellungsstücken – vielfach ehrenamtlich in der Freizeit.

Wir erfreuen uns in Niedersachsen an einer großen Vielfalt und Vielzahl von Museen, rund 500 dürften es sein. Laut Wikipedia sogar 625. Da kommen nicht nur hauptamtliche, sondern auch unzählige ehrenamtliche Stunden zusammen. Dafür ganz besonderen Dank.

Mit ihrem Antrag nimmt die FDP die Bestände, Archive und Depots der Museen in den Fokus. Nun ist das Aufbewahren und Lagern grundsätzlich eine der zentralen Aufgaben von Museen. Angesichts der schieren Menge allerdings, und der technischen Anforderungen, der potentiell zu lagernden Materialien sind quasi alle Museen gezwungen, auszuwählen. Dabei geht es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität. Hier zu entscheiden, ist eher keine zentrale Aufgabe, sondern muss durch die Fachleute jeweils vor Ort verantwortet werden.

Dafür ist es wichtig, dass die Museen und ihre MitarbeiterInnen sich stetig für diese Aufgaben qualifizieren. Sehr hilfreich für solche Prozesse ist das 2006 eingeführte Museumsgütesiegel, welches ausdrücklich auf organisatorisches Lernen, auf Qualitätsentwicklung setzt.

Nicht nur zum Thema Sammeln übrigens gibt es Standards des Internationalen Museumsrats. Entsprechende Handreichungen liegen unter anderem vom Deutschen Museumsverband vor. Ausdrücklich erwähnen möchte ich auch den bundesweit einmaligen Leitfaden des niedersächsischen Kulturministeriums zum Erwerb von Kunst, der einen besonderen Schwerpunkt auf Provenienz-Fragen legt! Nicht nur der Fall Gurlitt hat uns gezeigt, wie aktuell und wichtig gerade auch dieses Thema ist.

Und dann ist da noch das Bündnis „Kunst auf Lager“, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Museen bei der Aufgabe des Aufbewahrens zur Seite zu stehen. Mit Know-How, Beratung und Förderung. Aus Niedersachsen sind die Sparkassen-, die VGH- und VW-Stiftung dabei, außerdem die Kulturstiftung der Länder. Ausführlich haben wir uns über die gute Arbeit der Stiftung im Ausschuss informiert. Auch den Museumsverband haben wir dazu gehört.

Einen aktuellen Handlungsbedarf in Sachen Lagerung und Depots sahen die Experten dabei nicht.

Im Gegenteil sei es angesichts knapper Ressourcen wichtig, Doppelstrukturen und falsche Prioritäten zu vermeiden, aber auch lokales Engagement nicht durch Zentralismus zu demotivieren.

Am Ende unserer durchaus ergiebigen und informativen Ausschussberatung blieb von den Forderungen des Antrages nichts, was nicht schon gemacht wird oder was wirklich zielführend ist.

Das sieht denn wohl auch die FDP Fraktion selber so, denn in ihrem Haushaltsanträgen 2016 haben sie nicht einen Cent für diesen im Sommer 2015 vorgelegten Antrag vorgesehen.

Warum Sie dennoch auf dem Antrag beharren, bleibt also Ihr Geheimnis.

Natürlich kann man alles mit beliebig mehr besser machen. Aber es bleibt dann eben auch „beliebig“.

Ich bin der festen Überzeugung, wir stehen vor anderen Herausforderungen. Die Frage ist doch: Wie interessieren wir angesichts der wachsenden Anzahl alternativer Angebote die Menschen für unsere Museen? Wie erreichen wir neue Zielgruppen? Was bedeutet der demografische Wandel, die Zuwanderung, der Wandel bei der Freizeitnutzung für den Vermittlungsauftrag der Museen?

Dafür aber setzt der Antrag die falschen Akzente. Wir brauchen Museen, keine Mausoleen. Lebendige Orte der Begegnung, der kulturellen Bildung und Teilhabe.

Danke!

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