Volker Bajus: Rede zu Kindern und Jugendlichen nach Corona (Antrag FDP)

 

Top 6: Für eine Generation der Chancen statt einer Generation Corona – Kindern und Jugendlichen nach Corona wieder Chancen ermöglichen (Antrag FDP)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

insbesondere für Kinder und Jugendliche waren die vergangenen Monate eine besonders harte Zeit.

Mit großer Disziplin haben die allermeisten die Zumutungen des Lockdowns akzeptiert und die Corona Maßnahmen diszipliniert eingehalten. Sie als „Generation Corona“ also als defizitär zu stigmatisieren, wäre unfair und auch falsch.

Die Jungen haben mit ihrem Verhalten die Älteren und Gefährdeteren geschützt und sich damit außerordentlich solidarisch gezeigt. Dafür gebührt ihnen der Respekt und Dank aller. Ob in Szenario A, B oder C, im Lockdown wurde viel Neues gelernt, Kooperationsformen, Kommunikationstechniken und Improvisation.

Natürlich wurde viel Lernstoff verpasst. Ganze Jahrgänge haben die Schule wochen-, ja monatelang nicht mehr gesehen. Von daher begrüßen wir den Antrag der FDP ausdrücklich, der im ersten Teil die Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler problematisiert und Vorschläge zur Abhilfe macht.

Der Antrag ergänzt gut unsere Initiative für einen „Bildungsschutzschirm“, die wir im Februar ins Plenum eingebracht haben. In dem Antrag fokussieren wir vor allem die Kinder und Jugendlichen, die aus verschiedenen sozialen Gründen besonders betroffen sind. Es macht einen Unterschied, ob man beim Homeschooling ein eigenes aktuelles Endgerät, einen eigenen Schreibtisch oder gar Zimmer hat und ob die Eltern sich mit Periodensystem, Gravitation und Boolesche Algebra auskennen.

Politik steht in der Verantwortung kein Kind zurück zu lassen.

Anrede,

die Freude mit der die Kinder und Jugendlichen jetzt zurück in die Schule kehren, zeigt, Schule ist mehr als ein Lernort, es ist auch ein wichtiger Lebensort. Verpasst wurde eben nicht nur Lernstoff, sondern auch Lebenserfahrungen. Von daher warnen je Entwicklungspsycholog*innen und Pädagog*innen dringend davor, jetzt das curriculare Nachholen in den Fokus zu stellen.

Dieser Sommer darf kein Nachhilfe-, kein Pauksommer werden. Den Kindern nach Monaten Verzicht auf Schule, Sport und Freunde jetzt auch noch die Ferien stehlen zu wollen, ist unverantwortlich.

Anrede,

Der Druck muss jetzt raus aus der Schule, wo möglich auf Klausuren, Testierungen und Noten verzichtet werden. Alle Beteiligten müssen erstmal wieder zu einem neuen Alltag zurückfinden, sich als Gemeinschaft neu finden und auch neue, pandemiesicherere Formen des Unterrichtens finden. Draußen-Unterricht bietet ja auch pädagogisch große Chancen. Auch dafür brauchen die Schulen dringend mehr Gestaltungsfreiheit.

Anrede,
das „Aufholpaket“ des Bundes ist ein erster Schritt. Leider liegt auch wieder der Schwerpunkt auf dem Nachholen. Zudem klingen 2 Mrd. nach viel. Pro Kind sind das aber keine 150 Euro. Leider also eher ein Päckchen.

Das Land bleibt daher gefordert, das Berliner „Päckchen“ mit einem Aktionsplan des Landes zu einem echten Kinder- und Jugendprogramm zu machen. Der Schwerpunkt muss auf zusätzlichen Angeboten der Jugendarbeit liegen, mehr Räume, mehr sozialpädagogische Begleitung und vor allem mehr Freizeitangebote. Auch Bewegungsmangel ist im Lockdown eine schwere Bürde des Homeschoolings. Der Sport bietet hier viele Möglichkeiten und kann und sollte auch mit Blick auf die Ferien und den Sommer systematisch und in Absprache mit den Vereinen viel mehr passieren.

Der FDP Antrag macht Vorschläge zur Lage der Studierenden. Diesen wäre schon viel geholfen, wenn die Landesregierung die Kürzungen von den Hochschulen nehmen würde.

Auch die Vorschläge zur beruflichen Bildung begrüßen wir. Diese ergänzen unseren Antrag für eine Ausbildungsoffensive des Landes.

Anrede,
dass Nöte und Probleme der Kinder und Jugendlichen stärker in den Fokus rücken, war überfällig. Dass das erst jetzt geschieht, ist ein großes politisches Versagen. Wie war es möglich, dass die sozialen Teilhaberechte von Kindern und Jugendlichen monatelang ignoriert werden konnten? Kinder und Jugendliche haben in diesem Land nach wie vor keine starke Lobby. Das muss sich endlich ändern. Es ist daher überfällig, dass wir den Jungen mehr Gehör schenken, dass wir besser beteiligen und das Kinderrecht auf Mitsprache gewähren.

Es würde dem Landtag gut zu Gesicht stehen, endlich einmal Kinder und Jugendliche selber zu Corona und den Folgen anzuhören.

 

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