Dringliche Anfrage: Macht die Landesregierung mehr Sommer für Kinder und Jugendliche möglich - und wird sie sie vor einem Corona-Herbst schützen?

Die Corona-Pandemie hat Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen. Studien zufolge haben sie stark unter Kontaktbeschränkungen, geschlossenen Kitas, Schulen, Sport- und Freizeitangeboten gelitten. Prägende Ereignisse für Kinder und Jugendlichen wie Geburtstage, Einschulungen oder Konfirmationen sind ausgefallen oder konnten nur sehr eingeschränkt stattfinden. Für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnisse wiegen diese Einschränkungen Studien und Verbänden zufolge besonders schwer.

Gleichzeitig haben Kinder und Jugendliche in dieser herausfordernden Zeit neue Kompetenzen erworben und durch die vorbildliche Einhaltung der Regeln ihre Solidarität und Verantwortung gegenüber besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zum Ausdruck gebracht. Studie belegen, dass Kinder und Jugendliche eine hohe Eigenverantwortung zur Einhaltung der Regeln zum Schutz anderer sehen, sich gleichzeitig aber zu wenig beteiligt und gehört fühlen.

Verbände sehen deshalb erheblichen Handlungsbedarf: die soziale Ungleichheit hat sich verschärft, Bewegungsmangel, Übergewicht und psychische Erkrankungen nähmen zu. Die schon vor der Pandemie knappen Plätze in Schwimmlernkursen sind in diesem Jahr noch sehr viel begehrter – mit negativen Folgen für die Schwimmfähigkeit vieler Kinder im Grundschulalter, die im letzten Jahr aufgrund der Pandemie nicht schwimmen lernen konnten. Gleichzeitig stehen vielerorts aufgrund der hohen Corona-Kosten auch für die kommunale Ebene der Erhalt und die Sanierung von Frei- und Schwimmbädern zur Disposition.

Die Bundesregierung hat ein „Aufholpaket“ aufgelegt, das den Schwerpunkt auf das Aufholen von Lernrückständen legt. Hierfür stehen in Niedersachsen 100 Mio. Euro zur Verfügung, sofern das Land diese Bundesmittel verdoppelt. Darüber hinaus stellt der Bund dem Land ca. 22 Mio. Euro für Schulsozialarbeit und 7 Mio. Euro für Jugendarbeit zur Verfügung.

Den Aufholbestrebungen steht jedoch die dynamische Ausbreitung der Delta-Variante entgegen. Expert*innen zufolge hat sie das Potential für eine vierte Welle im Herbst, von der dann in hohem Maße Kinder betroffen sein könnten, weil es für Kinder und Jugendliche keine generelle Impfempfehlung gibt und für unter 12jährige auch keinen zugelassenen Impfstoff. In Großbritannien ist zu beobachten, dass sich das Virus signifikant unter den Ungeimpften – und somit insbesondere Kindern und Jugendlichen – verbreitet, so liegt die aktuelle Inzidenz in der Altersgruppe der 10 bis 19-Jährigen bei deutlich über 300 mit hohen Zuwachsraten. Ein Prozent der Infizierten müssen mit schweren Verläufen in Krankenhäusern behandelt werden, Long Covid tritt nach Auskunft der englischen Behörden bei etwa 8% der erkrankten Personen auf. Gewerkschaften und Verbände fordern deshalb Maßnahmen, um einen pandemiesicheren Unterricht und pandemiesichere Angebote für Kinder und Jugendliche nach den Sommerferien zu ermöglichen. Die Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann warnt in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 05.07.21: „Die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen.“

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Was unternimmt die Landesregierung, um Kinder und Jugendliche vor dem Corona-Virus zu schützen und eine erneute Schließung von Kitas und Schulen zu verhindern?
  2. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen anzugehen und insbesondere den Rückstand bei der Schwimmfähigkeit aufzuholen?
  3. Was unternimmt die Landesregierung, um der zunehmenden sozialen Ungleichheit bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken?
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