Bertelsmann-Studie zur Kinderarmut - beschämende Lage auch in Niedersachsen:Bajus: Kampf gegen Kinderarmut muss in Niedersachsen Priorität bekommen

Die Bertelsmann-Studie ist im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Niedersachsen. Während ostdeutsche Länder die Zahl armer Kinder offensichtlich senken konnten, verharrt der Anteil in Niedersachsen auf hohem Niveau.

Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung lebt bundesweit etwa jedes fünfte Kind unter Armutsbedingungen. In Niedersachsen stagniert die Kinderarmutsquote seit Jahren bei über 14 Prozent, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. In Wilhelmshaben leidet jedes dritte Kind unter Armut. Daran hat auch die verhältnismäßig gute wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt nichts geändert. Die Corona- Krise hat die soziale Schieflage verschlimmert. Dies betrifft besonders Kinder, die von Armut betroffen sind. Die Landesregierung hat in ihren Hilfsprogrammen bisher kaum etwas dagegen unternehmen. Das muss sich aus Sicht der Grünen im Landtag dringend ändern. Der Kampf gegen Kinderarmut muss in Niedersachsen Priorität bekommen.

Volker Bajus, sozialpolitischer Sprecher:

„Die Bertelsmann-Studie ist im wahrsten Sinne des Wortes auch ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Niedersachsen. Während ostdeutsche Länder die Zahl armer Kinder offensichtlich senken konnten, verharrt der Anteil in Niedersachsen auf hohem Niveau. Der Kampf gegen Kinderarmut muss bei uns endlich Priorität bekommen. Ich habe kein Verständnis für die Tatenlosigkeit der Landesregierung bei diesem wichtigen Thema.

In der Corona-Krise verschärft sich besonders die Lage der Kinder, die von Armut betroffen sind. Die Schließung von Schulen, Kitas und Jugendzentren hat diese Kinder ganz besonders hart getroffen. Soziale Leistungen wie ein kostenloses Mittagsessen sind über Monate ersatzlos ausgefallen. Die große Koalition aus SPD und CDU hat diese Kinder leider nicht im Blick. Notwendig wäre ein eigenes Landesprogramm gegen Kinderarmut und ein entschlossener Einsatz für die Kinder-Grundsicherung auf Bundesebene.I

In Niedersachsen gilt es dabei, die erheblichen regionalen Unterschiede bei der Kinderarmut gezielt anzugehen. Auffällig ist, dass insbesondere Städte stärker betroffen sind. Und ausgerechnet in den Regionen, die ohnehin strukturschwach sind, leben die meisten armen Kinder. Hier zeigt sich, dass wir ein regional unterschiedlich aufgestelltes Hilfsprogramm brauchen, dass dort gezielt unterstützt, wo der Bedarf am größten ist.

Hintergrund

Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung beträgt der durchschnittliche Anteil armer Kinder in Niedersachsen 14,3%. Soziale Organisationen schätzen die Werte sogar höher ein. So sprach die Diakonie im Okotober 2019 von einem Anteil von einem Fünftel. Nach Bertelsmann-Angaben ist Kinderarmut in Niedersachsen regional sehr unterschiedlich. So sind in Wilhelmshaven 33% der Kinder von Armut betroffen, in der Region Hannover rund 20%. Dagegen sind es in den Landkreisen Emsland und Rotenburg jeweils 8 %. Am wenigsten betroffen sind Kinder im Landkreis Osnabrück mit immerhin noch 7%.

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