Schlechtes Zeugnis für Kitas in Niedersachsen:Volker Bajus: Landesregierung setzt falsche Prioritäten – Qualitätsoffensive für Kitas gefordert

„Niedersachsen bekommt von der Bertelsmann-Stiftung völlig zu Recht schlechte Noten für die Qualität der Kitas.“

Die am Dienstag (25. August) vorgelegte Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Qualität der Kitas in den Bundesländern stellt dem Land Niedersachsen ein schlechtes Zeugnis aus. Die Ursachen dafür sind aus Sicht der Grünen-Landtagsfraktion, dass die Landesregierung bei den Kitas die falsche Prioritäten setzt.

Volker Bajus, familienpolitischer Sprecher:

„Niedersachsen bekommt von der Bertelsmann-Stiftung völlig zu Recht schlechte Noten für die Qualität der Kitas. Und die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt: Personalmangel und zu große Gruppen. Anstatt etwas für die Qualität in den Kitas zu tun, hat die SPD/CDU-Koalition übereilt die Gebührenfreiheit für alle Kinder eingeführt. Das sind die falschen Prioritäten. Das war und ist ein Riesenfehler. Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig eine gute Kitabetreuung für die Kinder und ihre Familien ist. Die Landesregierung muss die Probleme in den Kitas endlich ernst nehmen, damit Niedersachsen nicht länger hinter dem Bundesschnitt zurückfällt. Gefordert ist eine Qualitätsoffensive für mehr Personal und kleinere Gruppen und für eine bessere Bezahlung schon in der Ausbildung.

Ausgerechnet jetzt hat Bildungsminister Tonne angekündigt, die verpflichtende Einführung der dritten Kraft in Krippengruppen auf 2025 zu verschieben. Ebenso falsch sind die Versuche, das Ausbildungsniveau abzusenken. Kitas sind keine Verwahranstalten, sondern haben pädagogisch hochwertige Aufgaben. Anstatt den Mangel an Fachkräften nur zu beklagen, muss das Land für mehr Entlastung, mehr Anerkennung und eine bessere und bezahlte dualisierte Ausbildung sorgen. Dann kann sich auch die hohe Absprungquote bei Erzieherinnen und Erziehern wieder verringern.

Angesichts der gravierenden regionalen Unterschiede bei der Kita-Qualität ist Landespolitik ebenso gefordert. Frühkindliche Bildung darf nicht allein von den unterschiedlichen Möglichkeiten der Städte und Gemeinden abhängen. Kinder haben auch in Niedersachsen ein Recht auf gute Kitas, unabhängig von ihrem Wohnort.“

Hintergrund

Die Bertelsmann Stiftung legt in ihrem Länder-Monitoring der frühkindlichen Bildungssysteme sowohl einen Vergleich der Länder als auch zur letzten Erhebung von 2013 vor. Demnach sind die Gruppengrößen in Niedersachsen in 77,5 % der Fälle nicht kindgerecht. Und 64,3 % der Kinder werden von zu wenig Personal betreut. Wie in den meisten Bundesländern gibt es der Studie zufolge in Niedersachsen zwar Fortschritte bei der Ausstattung, aber dieser fällt im Bundesvergleich geringer aus. Auch das Qualifikationsniveau ist nach Ansicht der Autor*innen verbesserungsbedürftig. Auffällig sind die regionalen Unterschiede bei Gruppengröße und Personalausstattung innerhalb von Niedersachsen.

Link zur Studie

Zurück zum Pressearchiv