Corona-Krise verschärft die Suchtprobleme:Bajus: „Reimanns Kürzungspläne bringen Suchthilfe landesweit in Not“

Wir Grünen halten die Forderung der Suchthilfe-Träger von einer Million Euro zusätzlich für nachvollziehbar. Wenn SPD und CDU die Kürzungen im Landtag tatsächlich durchwinken, müssen die Träger der Suchberatung ihre Angebote für Hilfesuchende entsprechend kürzen. Die Betroffenen bleiben dann auf sich allein gestellt.

Die 30. Niedersächsische Suchtkonferenz am (morgigen) Dienstag (27. Oktober) steht in doppelter Hinsicht im Zeichen von Corona. Die Pandemie erfordert nicht nur eine digitale Konferenz. Sie hat vor allem die Suchtprobleme verschärft, wie Krankenkassen und Beratungsdienste von Caritas und DRK feststellen. Die Grünen im Landtag kritisieren deshalb umso mehr, dass Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann für 2021 die Ausgaben des Landes für die Suchthilfe kürzen will, anstatt sie bedarfsgerecht zu erhöhen.

Volker Bajus, sozialpolitischer Sprecher:

Viele Menschen leiden unter den Corona-Kontakteinschränkungen. Einsamkeit und Verunsicherung, Sorgen um Job und Familie verschärfen auch Suchtprobleme. Ausgerechnet jetzt bei der ohnehin schlecht finanzierten Suchthilfe in Niedersachsen zu sparen, ist sozialpolitisch verantwortungslos. Wir fordern von Sozialministerin Reimann, auf die 2021 geplanten Kürzungen zu verzichten und angesichts der aktuellen Entwicklung der Suchtprobleme stattdessen die Fördermittel zu erhöhen.

Die Suchtberatungsstellen berichten von einer wachsenden Zahl von Hilfesuchenden. Jüngste Studien zeigen, dass mehr Menschen trinken und rauchen als noch vor der Corona-Krise. Auch Mediensucht nimmt zu, wenn zum Beispiel Jugendliche zu Hause hocken müssen, weil Sportverein und Jugendzentrum weniger anbieten können.

Wir Grünen halten die Forderung der Suchthilfe-Träger von einer Million Euro zusätzlich für nachvollziehbar. Wenn SPD und CDU die Kürzungen im Landtag tatsächlich durchwinken, müssen die Träger der Suchberatung ihre Angebote für Hilfesuchende entsprechend kürzen. Die Betroffenen bleiben dann auf sich allein gestellt.

Hintergrund

Zu den geplanten Kürzungen im Haushaltsentwurf des Sozialministeriums für 2021 stellt die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtpflege in einem Schreiben an die Sozialpolitiker*innen im Landtag fest: „Schon heute sind die 75 Fachstellen für Sucht und Suchtprävention, die im Jahr 2018 mehr als 44 000 Menschen erreichten, massiv unterfinanziert.  Die Regelförderung des Landes in Höhe von 4,64 Mio. € stagniert seit dem Jahr 2014. Sie wurde wiederholt allein über die politische Liste der Koalitionsfraktionen aufgestockt, im Jahr 2020 um 300.000 €. Diese zusätzliche dringend benötigte Förderung soll im kommenden Jahr ausbleiben. Das bedeutet den Abbau von fast 10 000 Fachkraftstunden, denn der Verlust kann nicht durch andere Einnahmequellen ersetzt werden.“

Die Niedersächsische Suchtkonferenz findet jährlich statt und wird vom Sozialministerium mitgetragen. Bei der Fachkonferenz kommen Expert*innen aus der Forschung mit Praktiker*innen aus Beratungs- und Therapieeinrichtungen zusammen, um sich auszutauschen und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.

Eine Umfrage Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse kommt zu dem Fazit: „Viele Menschen trinken und rauchen seit der Corona-Krise deutlich mehr als zuvor.“  https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/sucht

Diesen Negativtrend bei der Sucht bestätigen auch Expert*innen von Caritas und Diakonie.
https://www.caritas-os.de/themen/mein-leben-ohne-sucht/aktuelles/hilferuf-der-suchtberatung .

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