Grüne mahnen Aktionsprogramm für Kitas an :Bajus: Absenkung der Standards verschärft Personalprobleme

Es rächt sich jetzt, dass die Landesregierung jahrelang zu wenig getan hat, um die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen der Kita-Fachkräfte zu verbessern. Die Chance mit der Novelle des Kita-Gesetzes einen verbindlichen Stufenplan für eine Dritte Kraft, eine Ausbildungsvergütung und die Erhöhung der Verfügungszeiten umzusetzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat die Große Koalition liegen lassen.

Zur Diskussion um eine verlängerte Absenkung der Kita-Standards kritisiert Volker Bajus, familienpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion das mangelnde Engagement der Landesregierung für Kitas:

„Es rächt sich jetzt, dass die Landesregierung jahrelang zu wenig getan hat, um die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen der Kita-Fachkräfte zu verbessern. Die Chance mit der Novelle des Kita-Gesetzes einen verbindlichen Stufenplan für eine Dritte Kraft, eine Ausbildungsvergütung und die Erhöhung der Verfügungszeiten umzusetzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, hat die Große Koalition liegen lassen.
Die Gruppen in Kitas für ein weiteres Jahr zu vergrößern und die Standards abzusenken, läuft in die komplett falsche Richtung. Damit werden sich die Personalprobleme nur verschärfen, weil sich die Belastung der Beschäftigten weiter erhöht, der Beruf wird unattraktiver, die Absprungquote steigt.

Ich kann die Not der Kommunen nachvollziehen. Diesen Hilferuf muss Kultusminister Tonne endlich ernst nehmen. Wir fordern vom Land ein konzertiertes Aktionsprogramm für Kitas und Familien.
Kurzfristig gilt es Kommunen finanziell zu unterstützen, um Fachkräfte mit der Einstellung von zusätzlichen Hilfskräften zu entlasten. Hier kann auch mehr Flexibilität helfen. Mit einem Aktionsprogramm muss der Einstieg in die Vergütung der Ausbildung von Erzieher*innen möglich gemacht werden, damit sich mehr junge Menschen für den Beruf entscheiden. Auch das Angebot von Plätzen in der dualisierten Ausbildung muss deutlich erhöht werden. Und, wir brauchen eine verlässliche Perspektive für das Personal, dass die Arbeitsbedingungen langfristig durch personelle Verstärkungen mit dritter Kraft verbessert werden, um mehr Menschen im Beruf zu halten.

Hintergrund

Am 31. Juli laufen die Sonderregelungen zur Aufstockung der Kita- und Krippengruppen um je ein Kind aus, die aufgrund der kurzfristigen Aufnahme ukrainischer Kinder eingeführt wurde. Unter anderem fordert der Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Städtetages von Kultusminister Tonne, diese Standardabsenkung wegen des Fachkräftemangels um ein volles Jahr zu verlängern. Fachverbände halten eine weitere Absenkung der Betreuungsqualität jedoch für nicht haltbar. Am 15.06.22 hat Kultusminister Tonne deshalb zum „Kindergartengipfel“ eingeladen.

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